Team-Kultur sorgt für das höchste Ausmaß an Vertrauen

Wir haben in unse­rer aktu­el­len Stu­die in Anleh­nung an gän­gi­ge Model­le (bspw. Helf­rich et al. 2007; Kal­liath et al. 1999; Tharp 2004) vier Unter­neh­mens­kul­tu­ren von­ein­an­der unterschieden:

  • Entre­pre­neu­ri­al Cul­tu­re: Wich­tig sind Fle­xi­bi­li­tät und Krea­ti­vi­tät; betont wer­den Unter­neh­mer­tum und Wachstum.
  • Hier­ar­chi­cal Cul­tu­re: Zen­tra­le Wer­te sind Sta­bi­li­tät und Ori­en­tie­rung an Vor­ga­ben und Regeln; die Lini­en­hier­ar­chie ist wich­ti­ger als der Prozess.
  • Ratio­nal Cul­tu­re: Es geht vor allem um mess­ba­re Ergeb­nis­se; Auf­ga­ben­klar­heit und Effi­zi­enz ste­hen im Vordergrund.
  • Team Cul­tu­re: Betont wer­den gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung und Wer­te­ori­en­tie­rung; es geht um Bezie­hun­gen und Entwicklung.

Gera­de in Bezug auf die in den Unter­neh­men herr­schen­den Stim­mun­gen macht die Team­kul­tur einen ent­schei­den­den Unter­schied: 59,6 Pro­zent der Befrag­ten, die in einer von Team­kul­tur gepräg­ten Orga­ni­sa­ti­on arbei­ten, geben an, dass es in ihrem Arbeits­um­feld ver­trau­ens­voll zugeht. In den­je­ni­gen Unter­neh­men, in denen ande­re Kul­tur­for­men vor­herr­schen, liegt die­ser Anteil deut­lich darunter:

Zum Ver­gleich hier der Anteil der­je­ni­gen, die ange­ben, dass es in ihrem Umfeld ver­trau­ens­voll zugeht, nach Kul­tur-Typ (Befra­gungs­zeit­punkt: Febru­ar 2020; 2000 befrag­te Personen):

  • Entre­pre­neu­ri­al Cul­tu­re: 45,3 Prozent
  • Hier­ar­chi­cal Cul­tu­re: 46,6 Prozent
  • Ratio­nal Cul­tu­re: 43,3 Prozent
  • Team Cul­tu­re: 59,6 Prozent

Team-Kul­tur macht den Unter­schied auch bei nega­ti­ven Stimmungen

Ähn­li­che Trends las­sen sich auch hin­sicht­lich ande­rer Stim­mungs­di­men­sio­nen able­sen. So ist das Aus­maß an Besorg­nis, Resi­gna­ti­on und Neid in von Team­kul­tur gepräg­ten Unter­neh­men am gerings­ten. Auch bei Stress und Ärger sticht die Team­kul­tur deut­lich posi­tiv her­aus. So liegt der Anteil der­je­ni­gen, die in einem team­kul­tu­rell gepräg­ten Unter­neh­men arbei­ten und ange­ben, dass es in ihrem Umfeld in letz­ter Zeit Ver­är­ge­rung gege­ben habe, bei gera­de ein­mal 23 Pro­zent (also etwa jede vier­te Per­son), wäh­rend er bei den ande­ren drei von uns unter­schie­de­nen Kul­tur-Typen zwi­schen 33 und 35 Pro­zent liegt (also etwa jede drit­te Per­son). Beim Stress ver­tei­len sich die­se Wer­te zwi­schen 38 Pro­zent (Team-Kul­tur) und 51 Pro­zent (Ratio­na­le Kultur).

Anteil der Moti­vier­ten in team­kul­tu­rell gepräg­ten Unter­neh­men am höchsten

Der Anteil der­je­ni­gen, die von sich sagen, dass sie in letz­ter Zeit sehr moti­viert zur Arbeit gehen, ist in Unter­neh­men mit Team-Kul­tur am höchsten.

Zum Ver­gleich der Anteil der­je­ni­gen, die ange­ben, in letz­ter Zeit sehr moti­viert auf Arbeit zu gehen, nach Kul­tur-Typ (Befra­gungs­zeit­punkt: Febru­ar 2020; 2000 befrag­te Personen):

  • Entre­pre­neu­ri­al Cul­tu­re: 48 Prozent
  • Hier­ar­chi­cal Cul­tu­re: 49 Prozent
  • Ratio­nal Cul­tu­re: 43 Prozent
  • Team Cul­tu­re: 60 Prozent

Man könn­te kri­tisch anmer­ken, dass es sich bei den bis­her dar­ge­stell­ten Dimen­sio­nen um eher „wei­che“ Varia­blen (Stim­mun­gen!) han­delt und die gezeig­ten Unter­schie­de zwar deut­lich, aber den­noch nicht all­zu groß sei­en. Des­halb sei der Ein­fluss der Team-Kul­tur in den fol­gen­den Abschnit­ten noch anhand eini­ger „här­te­rer“ Merk­ma­le wie Wei­ter­emp­feh­lungs­be­reit­schaft, Zufrie­den­heit mit dem Arbeit­ge­ber, Wech­sel­wil­le usw. gezeigt. 

Zufrie­den­heit mit dem Arbeitgeber

Anteil der­je­ni­gen, die mit ihrem Arbeit­ge­ber zufrie­den oder sehr zufrie­den sind, nach Kul­tur-Typ (Befra­gungs­zeit­punkt: Febru­ar 2020; 2000 befrag­te Personen):

  • Entre­pre­neu­ri­al Cul­tu­re: 53,0 Prozent
  • Hier­ar­chi­cal Cul­tu­re: 59,5 Prozent
  • Ratio­nal Cul­tu­re: 50,3 Prozent
  • Team Cul­tu­re: 70,5 Prozent

Wei­ter­emp­feh­lungs­be­reit­schaft

Anteil der Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer, die ihren Arbeit­ge­ber aktiv wei­ter­emp­feh­len, nach Kul­tur-Typ (Befra­gungs­zeit­punkt: Febru­ar 2020; 2000 befrag­te Personen):

  • Entre­pre­neu­ri­al Cul­tu­re: 24,2 Prozent
  • Hier­ar­chi­cal Cul­tu­re: 27,5 Prozent
  • Ratio­nal Cul­tu­re: 21,1 Prozent
  • Team Cul­tu­re: 36,1 Prozent

Wech­sel­be­reit­schaft

Anteil der­je­ni­gen, die ange­ben, ihren Arbeit­ge­ber in den kom­men­den bei­den Jah­ren aus eige­nem Antrieb zu wech­seln, nach Kul­tur-Typ (Befra­gungs­zeit­punkt: Febru­ar 2020; 2000 befrag­te Personen):

  • Entre­pre­neu­ri­al Cul­tu­re: 33,9 Prozent
  • Hier­ar­chi­cal Cul­tu­re: 25,0 Prozent
  • Ratio­nal Cul­tu­re: 30,6 Prozent
  • Team Cul­tu­re: 23,0 Prozent

Zufrie­den­heit mit der Bezahlung

Anteil der­je­ni­gen, die mit ihrer Bezah­lung zufrie­den oder sehr zufrie­den sind, nach Kul­tur-Typ (Befra­gungs­zeit­punkt: April 2020; 1220 befrag­te Personen):

  • Entre­pre­neu­ri­al Cul­tu­re: 46,6 Prozent
  • Hier­ar­chi­cal Cul­tu­re: 43,7 Prozent
  • Ratio­nal Cul­tu­re: 38,3 Prozent
  • Team Cul­tu­re: 48,4 Prozent

Jörg Hei­dig

Von Jörg Heidig

Dr. Jörg Heidig, Jahrgang 1974, ist Organisationspsychologe, spezialisiert vor allem auf Einsatzorganisationen (Feuerwehr: www.feuerwehrcoach.org, Rettungsdienst, Polizei) und weitere Organisationsformen, die unter 24-Stunden-Bedingungen funktionieren müssen (bspw. Pflegeheime, viele Fabriken). Er war mehrere Jahre im Auslandseinsatz auf dem Balkan und hat Ende der 90er Jahre in Görlitz Kommunikationspsychologie studiert. Er schreibt regelmäßig über seine Arbeit (www.prozesspsychologen.de/blog/) und hat eine Reihe von Büchern veröffentlicht, darunter u.a. "Gesprächsführung im Jobcenter" oder "Die Kultur der Hinterfragung: Die Dekadenz unserer Kommunikation und ihre Folgen" (gemeinsam mit Dr. Benjamin Zips). Dr. Heidig lebt in der Lausitz und begleitet den Strukturwandel in seiner Heimat gemeinsam mit Stefan Bischoff von MAS Partners mit dem Lausitz-Monitor, einer regelmäßig stattfindenden Bevölkerungsbefragung (www.lausitz-monitor.de). In jüngster Zeit hat Jörg Heidig gemeinsam mit Viktoria Klemm und weiteren Kolleginnen im Landkreis Görlitz einen Familienhilfe-Träger aufgebaut. Dr. Heidig spricht neben seiner Muttersprache fließend Englisch und Bosnisch/Serbisch/Kroatisch sowie Russisch. Er ist an der Landesfeuerwehrschule des Freistaates Sachsen in Nardt als Dozent tätig und hatte viele Jahre Lehraufträge an verschiedenen Universitäten und Hochschulen, darunter an der Hochschule der Sächsischen Polizei und an der Dresden International University. Sie erreichen Dr. Heidig unter der Rufnummer 0174 68 55 023.