Neue Monster

Ers­tes Bei­spiel: Ein Mäd­chen stürmt aus dem Hin­ter­aus­gang eines Neu­bau­blocks in einer gro­ßen Stadt. Sie ruft: „Der hat mich ange­fasst, der hat mich ange­fasst!“ Ein Nach­bar beob­ach­tet das und ruft die Poli­zei. Die Ein­satz­kräf­te kom­men und fra­gen das Mäd­chen, was pas­siert ist. Die Schil­de­rung des Mäd­chens ist sehr detail­reich. Spä­ter wird ein Mann abge­führt. Der… Neue Mons­ter weiterlesen

Moralische Erschöpfung

Teil 1: Mora­li­sche Ver­let­zung So weit ich weiß, gibt es den Begriff der mora­li­schen Erschöp­fung noch nicht. Aber der Begriff beschreibt ein der­zeit häu­fig zu beob­ach­ten­des Phä­no­men. Was es bereits gibt, ist der Begriff der „mora­li­schen Ver­let­zung“ (moral inju­ry). Mora­li­sche Ver­let­zung tritt bei­spiels­wei­se bei Ein­satz­kräf­ten in Aus­lands­ein­sät­zen auf, wenn sie andau­ernd mensch­li­ches Leid beob­ach­ten, aber… Mora­li­sche Erschöp­fung weiterlesen

Brauchen andere Zeiten auch andere Kommunikationstheorien?

Führt unser Wis­sen über Kom­mu­ni­ka­ti­on tat­säch­lich noch zu einer „bes­se­ren Pra­xis“ oder zu „mehr Gelin­gen“? Manch­mal fra­ge mich, ob unse­re Modell­vor­stel­lun­gen von Kom­mu­ni­ka­ti­on tat­säch­lich noch „ange­mes­sen“ oder „aus­rei­chend“ sind. Eine gute Theo­rie soll ja die Pra­xis erhel­len, sie soll beschrei­ben, erklä­ren — und sie soll Vor­her­sa­gen ermög­li­chen. Zum Bei­spiel soll sie begrün­de­te Unter­schei­dun­gen zwi­schen dem… Brau­chen ande­re Zei­ten auch ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­theo­rien? weiterlesen

Deeskalation

Über gute Kom­mu­ni­ka­ti­on kann man nicht reden, gute Kom­mu­ni­ka­ti­on muss man machen. Wie geht das? Über Kom­mu­ni­ka­ti­on wer­den vie­le Wor­te gemacht. Aber anstatt über gelin­gen­de Kom­mu­ni­ka­ti­on zu reden, soll­te man lie­ber ganz prak­tisch dafür sor­gen, dass Kom­mu­ni­ka­ti­on gelingt. Klingt sim­pel, ist es aber nicht. Wenn es so ein­fach wäre, wie man­che Bücher über Kom­mu­ni­ka­ti­on uns weis­ma­chen… Dees­ka­la­ti­on weiterlesen

Rhetorik und Präsentation, Teil 1

Wie man in den Wald hin­ein­ruft… Den Rhe­­to­rik-Leh­­rer Enkel­mann habe ich ein­mal sagen hören, das ers­te Gesetz der Rhe­to­rik lau­te: „Wie man in den Wald hin­ein ruft, so schallt es her­aus!“ Die­ses Sprich­wort mag jeder Mensch im deut­schen Sprach­raum schon oft gehört haben, und im Grun­de erscheint sei­ne Aus­sa­ge so banal, dass sie nicht unbe­dingt… Rhe­to­rik und Prä­sen­ta­ti­on, Teil 1 weiterlesen

Über den praktischen Umgang mit Überlastungsanzeigen

Bestand­tei­le einer Über­las­tungs­an­zei­ge In einer Über­las­tungs­an­zei­ge soll­te zunächst ste­hen, wie und in wel­chen Situa­tio­nen es zu einer Über­las­tung gekom­men ist. Es soll­te deut­lich wer­den, was der Unter­schied zu einer „nor­ma­len Arbeits­si­tua­ti­on“ ist. Dies soll­te idea­ler­wei­se ent­we­der durch Zah­len (bspw. Stück­zah­len, Anzahl von Vor­gän­gen, Ver­dich­tung von Auf­ga­ben pro Zeit­ein­heit o.ä.) oder/und durch kon­kre­te Bei­spie­le belegt wer­den.… Über den prak­ti­schen Umgang mit Über­las­tungs­an­zei­gen weiterlesen

Toleranzaktivismus: Was die „woke“ Bewegung mit Narzissmus und Dekadenz zu tun hat

Man stel­le sich vor, in einem tota­li­tär regier­ten Land gel­te eine Aus­wahl erwünsch­ter Fri­su­ren. Falls man mit einer uner­wünsch­ten Fri­sur nach Hau­se käme, wür­de die Par­tei­se­kre­tä­rin des Wohn­blocks klin­geln und fra­gen, ob sie hel­fen kann. Ange­nom­men, man wür­de sol­cher­lei „Hil­fe“ par­tout nicht anneh­men wol­len — dann käme man besuchs­wei­se über das Wochen­en­de in eine Ein­rich­tung,… Tole­ranz­ak­ti­vis­mus: Was die „woke“ Bewe­gung mit Nar­ziss­mus und Deka­denz zu tun hat weiterlesen

Wie geht es mit unseren Organisationen weiter? „Safe space“ als Abwehrmechanismus

Wenn mei­ne Beob­ach­tun­gen nicht falsch sind, dann steigt nicht nur die Zahl der Men­schen, die ihren Ver­bleib bei einem Arbeit­ge­ber hin­ter­fra­gen, son­dern auch die Inten­si­tät der Hin­ter­fra­gung. Man fragt sich viel­leicht, ob die eige­nen Erwar­tun­gen erfüllt wer­den, ob der Arbeit­ge­ber der „rich­ti­ge“ ist, ob die Wer­te des Arbeit­ge­bers zu den eige­nen Wer­ten pas­sen o.ä. Das… Wie geht es mit unse­ren Orga­ni­sa­tio­nen wei­ter? „Safe space“ als Abwehr­me­cha­nis­mus weiterlesen

Die Relevanz psychologischer Sicherheit als Routine in Hochrisiko- und Einsatzorganisationen

Die­ser Tage ist in Füh­rungs­kräf­te­trai­nings viel von „psy­cho­lo­gi­scher Sicher­heit“ die Rede. Man meint damit eine Atmo­sphä­re, die es Mit­ar­bei­te­rin­nen oder Mit­ar­bei­tern ermög­licht, alles anzu­spre­chen, was sie anspre­chen wol­len, ohne Angst vor nega­ti­ven Kon­se­quen­zen haben zu müs­sen. Die viel­leicht ein­drucks­volls­ten Bele­ge für die Rele­vanz der psy­cho­lo­gi­schen Sicher­heit für die Leis­tung von Orga­ni­sa­tio­nen hat Amy Edmond­son mit… Die Rele­vanz psy­cho­lo­gi­scher Sicher­heit als Rou­ti­ne in Hoch­ri­si­ko- und Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen weiterlesen

Die Psychologie „hinter“ Mitarbeitergesprächen

Wäh­rend es zur Durch­füh­rung von Mit­ar­bei­ter­ge­sprä­chen zahl­lo­se Ablauf­mo­del­le und Werk­zeug­käs­ten gibt, sei in die­sem Text ein­mal aus­führ­li­cher auf ein paar Kon­zep­te „hin­ter“ der Gesprächs­füh­rung ein­ge­gan­gen. Nach mei­nem Dafür­hal­ten erge­ben sich die für Mit­ar­bei­ter­ge­sprä­che not­wen­di­gen Hal­tun­gen, Gesprächs­ele­men­te und ‑tech­ni­ken ganz auto­ma­tisch aus die­sen Theo­rien — ganz nach dem Leit­satz, dass eine gute Theo­rie hilft, die Pra­xis… Die Psy­cho­lo­gie „hin­ter“ Mit­ar­bei­ter­ge­sprä­chen weiterlesen

Organisationale Bypässe

Stel­len Sie sich fol­gen­de Situa­ti­on vor: Eine Vor­ge­setz­te gibt einem ihrer Mit­ar­bei­ter Feed­back. Zu die­sem Feed­back gehö­ren posi­ti­ve, aber auch kri­ti­sche Din­ge. Die Vor­ge­setz­te erin­nert sich an ein Semi­nar. In die­sem Semi­nar war davon die Rede, dass die rela­tiv bekann­te „San­d­­wich-Tech­­nik“ — man begin­ne mit etwas Posi­ti­vem, kom­me dann zur Kri­tik, for­mu­lie­re auf der Grund­la­ge… Orga­ni­sa­tio­na­le Bypäs­se weiterlesen

Reaktanz

Die aktu­el­le poli­ti­sche Situa­ti­on in Deutsch­land ist — spe­zi­ell in Sach­sen — ohne den Begriff der Reak­tanz kaum zu ver­ste­hen. Bei „Reak­tanz“ han­delt es sich wahr­schein­lich um ein eben­so sel­ten ver­wen­de­tes Wort wie der­zeit häu­fi­ges Phä­no­men, näm­lich den Wider­stand gegen Über­zeu­gungs­druck. Neh­men wir als ers­tes Bei­spiel die Dis­kus­si­on um die Bewah­rung der Lebens­grund­la­gen auf die­sem… Reak­tanz weiterlesen

Die Lausitz aus Sicht jüngerer Frauen

Bereits in frü­he­ren Lau­­sitz-Moni­­tor-Erhe­­bun­­gen wur­de deut­lich, dass die jün­ge­ren Lau­sit­ze­rin­nen in der Alters­grup­pe zwi­schen 16 und 39 Jah­ren sowohl ihr eige­nes Leben als auch die Regi­on ins­ge­samt anders sehen — und zwar nicht nur im Ver­gleich zu den Män­nern der glei­chen Alters­grup­pe, son­dern an eini­gen Stel­len auch im Ver­gleich zu allen ande­ren Bevöl­ke­rungs­grup­pen. Der fol­gen­de… Die Lau­sitz aus Sicht jün­ge­rer Frau­en weiterlesen

Der qualitative Forschungsprozess

Para­dig­ma­ti­sche Homo­ge­ni­sie­rung Im Grun­de han­delt es sich bei der qua­li­ta­ti­ven Per­spek­ti­ve auf den ers­ten Blick um ein „irgend­wie ande­res“ Para­dig­ma. Wenn sich Men­schen, die Psy­cho­lo­gie stu­diert haben, über For­schungs­me­tho­den unter­hal­ten, tun sie das häu­fi­ger aus dem Blick­win­kel quan­ti­ta­ti­ver For­schungs­me­tho­den und weni­ger häu­fig aus einer qua­li­ta­ti­ven Per­spek­ti­ve. Der Grund dafür ist in der rela­tiv weit­ge­hen­den para­dig­ma­ti­schen… Der qua­li­ta­ti­ve For­schungs­pro­zess weiterlesen

Methoden der Interviewführung

Die womög­lich offens­te Form des Inter­views ist die des nar­ra­ti­ven Inter­views, bei dem vor allem Wert auf eine geeig­ne­te Form des Ein­stiegs („Erzähl­auf­for­de­rung“) gelegt wird und die inter­view­en­de Sei­te sich ansons­ten stark zurück­hält. Wenn man sich aus­ge­hend vom nar­ra­ti­ven Inter­view als der womög­lich offens­ten Inter­view­va­ri­an­te ein Spek­trum bis hin zu fes­te­ren, eher „geschlos­se­nen“ Inter­view­va­ri­an­ten vor­stellt,… Metho­den der Inter­view­füh­rung weiterlesen

Qualitätskriterien qualitativer Forschung

Betrach­tet man die ”qua­li­ta­ti­ve Metho­den­land­schaft“, so ent­steht leicht der Ein­druck, dass vie­le irgend­wie ganz ähn­li­che Din­ge tun, sich aber gern in end­lo­sen Dis­kus­sio­nen dar­über erge­hen, was nun ”metho­do­lo­gisch kor­rekt“ sei und wel­che metho­di­schen Schrit­te war­um an wel­cher Stel­le sein müss­ten und wel­che nicht. Viel­leicht liegt die­se Hete­ro­ge­ni­tät aber nicht an der feh­len­den Annä­he­rung an einen… Qua­li­täts­kri­te­ri­en qua­li­ta­ti­ver For­schung weiterlesen

Exploration und Inspektion

Die qua­li­ta­ti­ve For­schung beruht auf den Prä­mis­sen des sym­bo­li­schen Inter­ak­tio­nis­mus sen­su Blu­mer (2013), der sei­ne Arbeit wie­der­um an der Phi­lo­so­phie Geor­ge Her­bert Meads (2013) ori­en­tiert. Auch die frü­hen Wer­ke eines der Begrün­der der Groun­ded Theo­ry (Anselm Strauss: Mir­rors and Masks) basie­ren auf den Betrach­tun­gen von Geor­ge Her­bert Mead (2013). In der qua­li­ta­ti­ven For­schung geht es… Explo­ra­ti­on und Inspek­ti­on weiterlesen

Wie aus Sicht der qualitativen Forschung Wissen entsteht

Die Grund­la­ge für Hand­lun­gen sind die Bedeu­tun­gen, die Din­ge für die han­deln­den Per­so­nen besit­zen. Es geht also nicht dar­um, was ist, son­dern dar­um, was die betref­fen­den Per­so­nen glau­ben, das ist. Bei­des muss nicht zwin­gend über­ein­stim­men, im Gegen­teil: Ein Ding und sei­ne Bedeu­tung kön­nen weit aus­ein­an­der­lie­gen. Die Din­ge erhal­ten ihre Bedeu­tung durch den sozia­len Inter­ak­ti­ons­pro­zess, wes­halb… Wie aus Sicht der qua­li­ta­ti­ven For­schung Wis­sen ent­steht weiterlesen

Der Ursprung der Kommunikation

Bevor Pri­ma­ten die Vor­aus­set­zun­gen für die Aus­prä­gung von Spra­che ent­wi­ckeln konn­ten, leb­ten sie bereits im Ver­band. Die­ser frü­he, gleich­sam vor­ge­sell­schaft­li­che Erfah­rungs­pro­zess bil­det die Vor­aus­set­zung für die Ent­ste­hung der Fähig­keit zur Kom­mu­ni­ka­ti­on. Wir kön­nen wir uns die­sen Pro­zess wie folgt vor­stel­len: In der Gemein­schaft ent­ste­hen die ers­ten Sym­bo­le, die es den Betei­lig­ten ermög­li­chen, sich nicht nur… Der Ursprung der Kom­mu­ni­ka­ti­on weiterlesen

Es war einmal: Der Westen — oder: Wir erinnern uns an eine Projektion

Last man stan­ding Wir erin­nern uns: John Way­ne oder Clint East­wood oder Bruce Wil­lis mit schie­fer Gri­mas­se vor einem Mau­er­rest. Schießt, trifft und bleibt immer der „last man stan­ding“. Vor­her ret­tet er ein Mäd­chen und nach­her rei­tet — oder im Fal­le von Bruce: fährt — er in den Son­nen­un­ter­gang. Erin­nern wir uns? Ja, wir erin­nern uns.… Es war ein­mal: Der Wes­ten — oder: Wir erin­nern uns an eine Pro­jek­ti­on weiterlesen

Die Relevanz der primären Stabilisierung

Es gab einen Über­griff. Die betrof­fe­ne Per­son war in dem Moment allein mit ihrem Gegen­über. Das Gegen­über war noch neu in der Ein­rich­tung, aber es war nicht der ers­te Tag für das Gegen­über. Alles lief nach Plan — zumin­dest theo­re­tisch. Die Situa­ti­on war eine ganz all­täg­li­che: Das Gegen­über woll­te etwas, die betrof­fe­ne Per­son lehn­te das… Die Rele­vanz der pri­mä­ren Sta­bi­li­sie­rung weiterlesen