Das methodische Spektrum von Teamentwicklungen

Die wich­tigs­ten Fra­gen am Anfang von Team­ent­wick­lun­gen sind: Was soll genau erreicht wer­den? Und: Wie bedeut­sam ist es, dass die­se Zie­le erreicht werden?

Es gibt, was die metho­di­schen Vari­an­ten von Team­ent­wick­lun­gen betrifft, ein Spek­trum von Mög­lich­kei­ten. Geht es eher um die För­de­rung des Zusam­men­halts ist ein ein­ma­li­ges Event mit Koope­ra­ti­ons­er­fah­run­gen (Klet­ter­park, Geo­caching, Pfer­de etc.) sinn­voll. Gibt es eine „Nuss“ zu kna­cken und geht es ggf. um nach­hal­ti­ge Ver­bes­se­run­gen, ist eher ein mit­tel­fris­ti­ger Pro­zess zu gestal­ten. Bei­de Vari­an­ten lie­gen kos­ten­mä­ßig nicht weit aus­ein­an­der – Events sind wegen der meist beson­de­ren Din­ge, die ver­an­stal­tet wer­den sol­len, etwas teu­rer, und Team­ent­wick­lun­gen dau­ern zwar län­ger, aber man benö­tigt nur das Hono­rar für eine Per­son, ggf. für zwei Personen.

Wenn bei­spiels­wei­se eine erns­te­re Situa­ti­on mit ver­här­te­ten Fron­ten vor­liegt, so ist es nicht ziel­füh­rend, mit „net­ten“ Metho­den wie Klet­ter­park-Aus­flü­gen zu arbei­ten. Die­se Metho­den sind eher dann geeig­net, wenn es dar­um geht, in einer frü­hen Team­pha­se Koope­ra­ti­on und ein posi­ti­ves Kli­ma der gegen­sei­ti­gen Akzep­tanz und Unter­stüt­zung zu befördern.

Liegt eine schwie­ri­ge Situa­ti­on vor, dann ist es sinn­voll, mit „klas­si­schen“ Metho­den wie dem Team Manage­ment Sys­tem nach Margerison/McCann oder Team­auf­stel­lun­gen mit „Stell­ver­tre­ter­fi­gu­ren“ (bspw. Spiel­fi­gu­ren aus Holz) zu arbei­ten. Uner­läss­lich sind meis­tens auch Feed­back-Metho­den, die zwar zunächst für die Betei­lig­ten hart sein kön­nen, mit­tel­fris­tig aber die Vor­aus­set­zung für die Ver­bes­se­rung der Team­leis­tung sind. Wenn ver­här­te­te Situa­tio­nen vor­lie­gen, kann es sein, dass das Team zunächst durch eine Art Kri­se geht, d. h., dass es vor­über­ge­hend noch etwas schwie­ri­ger wird. Sol­che Kri­sen sind ganz not­wen­di­ger Bestand­teil von Ver­än­de­run­gen, denn nie­mand ver­än­dert sich ohne Grund bzw. einen gewis­sen „Lei­dens­druck“. Man muss dann (ins­be­son­de­re die Lei­ter) Durch­hal­te­ver­mö­gen an den Tag legen.

Das Kli­ma und die Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft in Teams sind auch vom Füh­rungs­stil abhän­gig. Dabei geht es weni­ger um die Ach­se auto­ri­tär – koope­ra­tiv, son­dern mehr um infor­ma­tio­nel­le Offen­heit vs. Zurück­hal­tung von rele­van­ten Infor­ma­tio­nen. Je kom­ple­xer die Auf­ga­ben des Teams sind, des­to rele­van­ter wird die­se Fra­ge. So steigt oder sinkt die Feh­ler­ra­te auf Inten­siv­sta­tio­nen nicht mit der ver­wen­de­ten Tech­no­lo­gie, son­dern mit den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­ze­du­ren der lei­ten­den Ärzte.

Von Jörg Heidig

Dr. Jörg Heidig, Jahrgang 1974, ist Organisationspsychologe, spezialisiert vor allem auf Einsatzorganisationen (Feuerwehr: www.feuerwehrcoach.org, Rettungsdienst, Polizei) und weitere Organisationsformen, die unter 24-Stunden-Bedingungen funktionieren müssen (bspw. Pflegeheime, viele Fabriken). Er war selbst mehrere Jahre im Auslandseinsatz auf dem Balkan und hat Ende der 90er Jahre in Görlitz Kommunikationspsychologie studiert. Er schreibt regelmäßig über seine Arbeit (www.prozesspsychologen.de/blog/) und hat eine Reihe von Büchern veröffentlicht, darunter u.a. "Gesprächsführung im Jobcenter" oder "Die Kultur der Hinterfragung: Die Dekadenz unserer Kommunikation und ihre Folgen" (gemeinsam mit Dr. Benjamin Zips). Dr. Heidig lebt in der Lausitz und begleitet den Strukturwandel in seiner Heimat gemeinsam mit Stefan Bischoff von MAS Partners mit dem Lausitz-Monitor, einer regelmäßig stattfindenden Bevölkerungsbefragung (www.lausitz-monitor.de). In jüngster Zeit hat Jörg Heidig gemeinsam mit Viktoria Klemm und weiteren Kolleginnen im Landkreis Görlitz einen Familienhilfe-Träger aufgebaut. Dr. Heidig spricht neben seiner Muttersprache fließend Englisch und Bosnisch/Serbisch/Kroatisch sowie Russisch. Er ist an der Landesfeuerwehrschule des Freistaates Sachsen in Nardt und an mehreren Universitäten und Hochschulen als Lehrbeauftragter tätig, darunter an der Hochschule der Sächsischen Polizei und an der Dresden International University. Sie erreichen Dr. Heidig unter der Rufnummer 0174 68 55 023.