Die Folgen des gesellschaftlichen Wandels und ihr Einfluss auf die Persönlichkeit

Die Gesell­schaft und mit ihr die Arbeits­welt sind gegen­wär­tig gra­vie­ren­den Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen. Ging man wäh­rend des Indus­trie­zeit­al­ters davon aus, dass ein Mensch, indem er arbei­tet, vor allem sei­nen Nut­zen (Daseins­vor­sor­ge, Geld etc.) maxi­mie­ren wol­le, so ste­hen im post­mo­der­nen Zeit­al­ter ande­re Wer­te (Frei­heit, Selbst­ver­ant­wor­tung) im Vor­der­grund (vgl. Kirch­ler 2008, S. 126 u. S. 166ff.). Hin­zu kommt, dass in den meis­ten Arbeits­be­rei­chen anstel­le der Sta­bi­li­tät die Ver­än­de­rung als Nor­mal­zu­stand getre­ten ist (vgl. Kot­ter 1996).

Im Ver­lauf sei­ner Ent­wick­lung bil­det ein Mensch Über­zeu­gun­gen hin­sicht­lich des Erfol­ges oder Miss­erfol­ges sei­ner Hand­lun­gen aus – so genann­te Kon­troll­über­zeu­gun­gen (vgl. Asen­dorpf 2007, S. 236). Sol­che Erfolgs- oder Miss­erfolgs­er­war­tun­gen wer­den durch Rück­mel­dun­gen über erbrach­te Leis­tun­gen geprägt und beein­flusst (vgl. Zim­bar­do & Ger­rig 2004, S. 630). Wenn sich jedoch der­zeit vie­le Men­schen einem zuneh­men­den Druck bei der Arbeit und in der Gesell­schaft aus­ge­setzt sehen, wie Win­ter­hoff (2008, S. 113ff.) schreibt, dann hat dies nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das Aus­maß an posi­ti­ven Rück­mel­dun­gen. Gehen die posi­ti­ven Rück­mel­dun­gen zurück, sinkt die Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung und das Gefühl der Über­for­de­rung wächst. Fällt dann die Arbeit als haupt­säch­li­che Quel­le posi­ti­ver Bestä­ti­gung weg oder bie­ten man­che Arbeits­plät­ze die­se erst gar nicht, dann kön­nen die Fol­gen für die Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung und die Leis­tungs­mo­ti­va­ti­on eines erwach­sen­den Men­schen ver­hee­ren­de Aus­ma­ße annehmen.

Von Jörg Heidig

Dr. Jörg Heidig, Jahrgang 1974, ist Organisationspsychologe, spezialisiert vor allem auf Einsatzorganisationen (Feuerwehr: www.feuerwehrcoach.org, Rettungsdienst, Polizei) und weitere Organisationsformen, die unter 24-Stunden-Bedingungen funktionieren müssen (bspw. Pflegeheime, viele Fabriken). Er war mehrere Jahre im Auslandseinsatz auf dem Balkan und hat Ende der 90er Jahre in Görlitz Kommunikationspsychologie studiert. Er schreibt regelmäßig über seine Arbeit (www.prozesspsychologen.de/blog/) und hat eine Reihe von Büchern veröffentlicht, darunter u.a. "Gesprächsführung im Jobcenter" oder "Die Kultur der Hinterfragung: Die Dekadenz unserer Kommunikation und ihre Folgen" (gemeinsam mit Dr. Benjamin Zips). Dr. Heidig lebt in der Lausitz und begleitet den Strukturwandel in seiner Heimat gemeinsam mit Stefan Bischoff von MAS Partners mit dem Lausitz-Monitor, einer regelmäßig stattfindenden Bevölkerungsbefragung (www.lausitz-monitor.de). In jüngster Zeit hat Jörg Heidig gemeinsam mit Viktoria Klemm und weiteren Kolleginnen im Landkreis Görlitz einen Familienhilfe-Träger aufgebaut. Dr. Heidig spricht neben seiner Muttersprache fließend Englisch und Bosnisch/Serbisch/Kroatisch sowie Russisch. Er ist an der Landesfeuerwehrschule des Freistaates Sachsen in Nardt als Dozent tätig und hatte viele Jahre Lehraufträge an verschiedenen Universitäten und Hochschulen, darunter an der Hochschule der Sächsischen Polizei und an der Dresden International University. Sie erreichen Dr. Heidig unter der Rufnummer 0174 68 55 023.