Diese Methode wird in gruppendynamischen Trainings (beispielsweise in Konflikttrainings), in der psychosozialen Beratung (z. B. Familienberatung) und in vielen anderen Anwendungsbereichen eingesetzt. Die Lebende Skulptur zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität und breite Einsatzmöglichkeiten aus. Ähnlich dem Soziogramm dient die Methode einerseits der Darstellung und Bearbeitung von Ist-Situationen, andererseits ermöglicht die Lebende Skulptur vor allem die Wahrnehmung bzw. Einübung von Soll-Strukturen und veränderten Rollenverhältnissen. Durch die Lebende Skulptur werden nicht oder nur in geringem Maße verbalisierbare Faktoren (Emotionen, Motive) darstellbar. Soll-Zustände können nonverbal (und damit nicht rational, sondern emotional wirksam) eingeübt werden. Wurde beispielsweise in einem Teamtraining das Thema Rollenmuster und Rollenverteilung intensiv behandelt, die bestehende Teamstruktur nachhaltig irritiert und im Idealfall eine konstruktive Flexibilisierung der Rollen erreicht, dann kann die Vertiefung der neuen Rollenverteilung mit Hilfe einer Lebenden Skulptur unterstützt werden. Skulpturen sind thematisch sehr flexibel einsetzbar. Im Unterschied zum Soziogramm sind sie unserer Erfahrung nach leichter anwendbar, einfacher zu instruieren und weniger tief in der emotionalen Nachwirkung.
Vorgehensweise zur Herstellung einer Lebenden Skulptur: Eine Person wird gebeten, beispielsweise eine für die Gruppe typische Situation in einer Skulptur darzustellen. Alternativ zur „typischen Situation“ können typische Rollen, die Gruppenstruktur, eine besondere Situation, typische Gesten und vieles mehr dargestellt werden. Die Gruppenmitglieder werden dabei als „Modelliermasse“ angesehen, lassen sich formen und verharren in den ihnen vom „Bildhauer“ gegebenen Haltungen. Die Skulptur ist fertig, wenn sich der Bildhauer selbst eingefügt hat.
Auswertung: Die beteiligten haben die Aufgabe, ihre Haltung sowie die Skulptur auf sich wirken zu lassen. Es werden Emotionen abgefragt. Daraus ergibt sich ein emotionales Gesamtbild, dessen Einzelheiten und Aspekte besprochen werden können. Wie auch beim Soziogramm gilt: Wichtiges kommt fast von allein zur Sprache. Die erste Skulptur ist zumeist eine Darstellung eines Ist-Zustandes. Später können der Wunsch-Zustand des ersten Bildhauers sowie Ist- und Wunsch-Zustände weiterer Personen dargestellt werden. Auch auf geringfügige Änderungswünsche einzelner Personen kann eingegangen werden. Wichtig ist, dass nach jedem Schritt die jeweils wichtigsten Aspekte ausgewertet werden.