Wenn wir verstehen wollen, was uns antreibt, ist es hilfreich, an den Anfang zurückzugehen
Vor wenigen zehntausend Jahren waren wir Säugetiere wie viele andere. Irgendwann haben wir begonnen, uns zu „erkennen“, bspw. indem wir uns gegenseitig Schmuck umgehangen oder Namen gegeben haben. Wir waren dann nicht mehr nur einzelne Exemplare einer Tierart. Diese „Erkenntnis“ ist unmittelbar an die Entstehung der Sprache gebunden. Im Unterschied zu tierischen Sprachen können wir Symbole (also bspw. Laute oder Lautfolgen) auch benutzen, wenn der entsprechende Reiz nicht in der Nähe ist. Ein Tier benutzt bspw. einen Warnruf nur, wenn die entsprechende Bedrohung auftritt. Tierische Lautsprachen bestehen zudem aus relativ kleinen Gruppen festgelegter Symbole. Tiere können sich in diesem Sinne nichts „ausdenken“, Menschen hingegen schon.
Wie ist es dazu gekommen? Die Entstehung des Bewusstseins
Tierische Laute dienen der Verhaltenskoordination. Wenn ein Warnruf erschallt, gilt es wegzurennen, auf Bäume zu klettern o.ä. Die Verbindungen zwischen einem Reiz (bspw. einer Bedrohung), einer Reaktion darauf (bspw. dem Warnruf) und weiteren Reaktionen wiederum darauf (bspw. der Flucht) sind direkt. Irgendwann haben unsere Vorfahren begonnen, Symbole aber nicht nur in Anwesenheit der Reize zu benutzen, sondern in deren Abwesenheit. Was genau die Ursache dafür war, weiß die heutige Wissenschaft noch nicht genau. Es liegt nahe, dass es sich um eine Wechselwirkung zwischen geringfügigen Mutationen und einer Verbesserung der kollektiven Handlungskoordination und der sich wiederum dadurch verbessernden Daseinsvorsorge handelt. Jedenfalls begannen unsere Vorfahren, Symbole nicht mehr nur in einem konkreten Verhaltensablauf zu benutzen, sondern auch vor oder nach einer konkreten Situation. Sie begannen also, zu lernen und zu planen. Sie kamen in die Lage, durch die Benutzung der entsprechenden Lautkombinationen einen Verhaltensablauf im Nachhinein noch einmal nachzuvollziehen und mögliche Verhaltensabläufe vorwegzunehmen. Durch diese raumzeitliche „Entsetzung“ von einem konkreten Verhaltensablauf wurden Verhaltensabläufe quasi „bewusst“. Der Verhaltensablauf geschieht nun nicht mehr nur „einfach so“, sondern ich kann mir durch nachvollziehendes Erinnern und vorwegnehmende Probeabläufe „etwas einfallen lassen“. Bewusstsein ist also nichts anderes als die Fähigkeit, sich räumlich und zeitlich zu einem konkreten Verhaltenszusammenhang in ein Verhältnis zu setzen. Und Denken ist dementsprechend nichts anderes als Probehandeln. Indem ich mich zu meinem Verhalten ins Verhältnis setzen kann, verhalte ich mich nicht nur, sondern bin in der Lage zu handeln. Bei der Entwicklung der Sprache und der Bildung des Bewusstseins handelt es sich um einen im besten Sinne des Wortes sozialen Prozess. Ein Individuum allein könnte sich seiner selbst nicht bewusst werden, sondern die Bewusstheit besteht in der Vorwegnahme der Reaktionen anderer. So, wie ein Tier einen Warnruf als direkte Reaktion auf die Anwesenheit einer Bedrohung ausstößt, liegt der Sinn des Warnrufs in der Reaktion anderer. So ist es auch mit unserer Sprache und unseren Handlungen. Der Sinn von Handlungen liegt in der Reaktion anderer, und Denken besteht in der Simulation bzw. Vorwegnahme der Reaktion anderer. Wenn ich das so und so mache, und der andere das dann so und so macht, könnte das und das herauskommen.
Was uns selbstverständlich ist: Kultur als Besitz einer Gruppe
Damit war der direkte Reiz-Reaktions-Zusammenhang ein für allemal durchbrochen. Der Rest der Geschichte der Menschen ist Kultur: Wir haben soeben gesehen, wie es kommt, dass wir uns etwas einfallen lassen können. Am Anfang von Handlungen steht also eine Idee. Einem Individuum fällt etwas ein, indem er Handlungsverläufe vorwegnimmt und dabei leicht variiert, diese möglichen Variationen mit anderen bespricht und man gemeinsam etwas ausprobiert. War die Idee erfolgreich, wird sie in ähnlichen Situationen wiederholt oder sogar auf andere Anwendungsbereiche übertragen. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, bestimmte Dinge auf diese Weise zu tun. Aus einer erfolgreichen Idee wird so langsam eine Gewohnheit. Die entsprechenden Handlungsverläufe werden so zum Besitz der Gruppe. Bei längerem Bestehen der Gruppe werden diese Dinge dann weitergegeben, und zwar weit über die Zeit der ersten Ideen hinaus. Handlungsabläufe werden also „tradiert“. Mit der Zeit werden die Handlungsverläufe komplexer oder verändern sich, indem Angehörige späterer Generationen immer wieder auf das vorhandene Wissen zurückgreifen, leichte Variationen vornehmen, sich also etwas einfallen lassen, etwas ausprobieren, damit ggf. Erfolg haben, die entsprechenden Handlungsverläufe wiederum weitergeben usw. So wurde die menschliche Praxis immer komplexer, konnten Menschen immer mehr „Techniken“ anwenden, wurden aus den ersten Bearbeitern von Fellen langsam die Gerber und aus den Gerbern die Chemiker usw. Hier sehen wir auch die Ursache für eine Form von Konflikten, die es gibt, seit dem es Menschen gibt: Wenn irgendwann einmal etwas zum Besitz der Gruppe geworden ist, ist es selbstverständlich und wird nicht mehr hinterfragt. Man macht das dann so. Es gibt dann jede Form von Besitzstandswahrung, die man sich vorstellen kann — vor der Ohrfeige für den Lehrling, der sich traut, die umständlichen Vorgehensweisen seines Meisters zu hinterfragen und eine bessere Idee zu haben über den Mord an Forschern und Erfindern bis hin zum Krieg zwischen Protestanten und Katholiken. Mit Innovationen ist es also alles andere als einfach. Gleichzeitig können wir uns nicht generell nichts einfallen lassen. Während manche von uns besonders gut darin sein mögen, sich nichts einfallen zu lassen, fällt anderen dauernd etwas ein. Die endlose Auseinandersetzung derjenigen, die sich etwas einfallen lassen, mit dem „Besitz der Gruppe“ bzw. dessen Besitzstandswahrern ist die Geschichte unserer Kulturen.
Was viele von uns streben lässt: Die Entstehung von Hierarchie und Status
Mit dem Wissen um diese grundlegenden anthropologischen Zusammenhänge lassen sich nun all jene Dinge, die Menschen für wichtig halten können, jeweils in ihrer Entstehung erklären. Man braucht sich dazu nur die entsprechenden Entstehungszusammenhänge, die Gewohnheitsbildungen bis hin zum Besitz der Gruppe und die vielen sich darauf aufbauenden Konflikte vorstellen. Indem Menschen sich verständigen konnten, lernten sie. Das Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben und immer komplexer bzw. angepasster. Dadurch wurde die Daseinsvorsorge besser, wodurch wiederum die Gruppen größer wurden. In Gruppen von 25 oder 30 Individuen kennt jeder jeden, und die Kooperation mag noch vergleichsweise hierarchiefrei möglich sein. Spätestens mit der durch den beginnenden Ackerbau entstehenden Teilsesshaftigkeit wuchsen die menschlichen Gruppen auf 100 Individuen und darüber an. Da die Handlungskoordination unter 100 oder mehr Personen kaum mehr direkt erfolgen kann, entstand mit dem Häuptlingstum die erste Hierarchieform. Die aus mehreren Teilsippen bestehenden Nomadengruppen wählten das Oberhaupt einer der Teilgruppen zum Häuptling, der fortan für die Schlichtung von Konflikten, die Verteilung von Ressourcen usw. verantwortlich war. Das war die erste wesentliche Stufe der Hierarchiebildung. Spätestens ab diesem Punkt spielen der soziale Status bzw. soziale Unterschiede eine wesentliche Rolle.
Was uns glauben lässt: Die Sicherungsmechanismen der Hierarchie
Durch den Ackerbau verbesserte sich die Versorgungslage für den einzelnen Menschen nicht unbedingt, weil eine getreidebasierte Ernährung weniger gesund ist, aber die Versorgung größerer Gruppen wurde einfacher — wodurch die ohnehin schon größeren Gruppen weiter wuchsen. Die Überschüsse ermöglichten eine zunehmende Funktionsteilung innerhalb der Gruppen, was die Handlungskoordination — und damit auch die Kultur — komplexer machte und die Hierarchie verstärkte. Die Herrscher der immer größer werdenden Siedlungen wurden nun unterstützt von diversen „funktionalen Stellvertretern“ (den Vorläufern unserer heutigen Verwaltungsstrukturen) und erfanden Mechanismen zur Sicherung der Herrschaft, etwa kleinen Gruppen von Menschen, die für die Durchsetzung ihrer Entscheidungen zuständig waren (die Vorläufer unserer heutigen Polizei oder auch des Militärs). Die soziale Komplexität — und damit verbunden die Vielfalt der sozialen Schichten bzw. der sozialen Unterschiede — nahm weiter zu. Dann erfanden die Herrscher etwas, das ihre Herrschaft noch stärker sicherte als die Vorläufer der Verwaltung und des Militärs, nämlich die Religion. Waren die Ahnen der jeweiligen Gruppen in den kleineren Gemeinschaften noch gleich, wurden nun Unterschiede zwischen den Ahnen der Herrscher und den Ahnen der anderen gemacht. Weil die Ahnen der Herrscher besonders waren (die Stadt gründeten, die „Väter“ des jeweiligen Volkes waren o.ä.), legitimierten sie quasi die Herrschaft ihrer Nachkommen, sollten ihre Geister besonders verehrt werden usw. Damit wurden soziale Unterschiede zementiert, und es wurden Gewohnheiten bzw. Selbstverständlichkeiten (quasi retrospektiv) geschaffen, die den Status quo „für alle Zeiten“ zementieren sollten. Entfaltete ein solcher „Einfall“ erst einmal Wirkung und wurden die daraus sich ergebenden Unterschiede erst einmal über einige Generationen hinweg weitergegeben, waren sie so selbstverständlich, dass sie „universelle Gültigkeit“ besaßen. So erklärt sich auch, warum jede der größeren Städte Mesopotamiens ihre eigene Vielfalt an Göttern hatte. Aus „gleichen Vorfahren“ wurden „besondere Vorfahren“, aus „besonderen Vorfahren“ wurden die „Väter“ oder „Mütter“ des Volkes, wurden Göttinnen und Götter, die man verehrte, und die in einer jeweils gruppen- oder kulturspezifischen „grauen Vorzeit“ einmal verfügt hatten, wie die Dinge zu sein hatten. Spätestens jetzt waren Hierarchie, sozialer Status und Religion so fest in den Kulturen verankert, dass sie selbstverständlich und damit nicht hinterfragbar waren.
Das Statusstreben als „selbstverständliche Priorität“
Aus dieser Zeit stammt das menschliche Streben nach Status und Dominanz bzw. entsprechenden Symbolen, die den Status verkörpern. Je größer das Haus, je glänzender der Schmuck, je größer die Zahl der Sklaven, je höher der Turm, je größer die Herden und so weiter und so weiter. Viele Menschen suchen ihr Glück dementsprechend in äußeren Dingen (Status, Macht, Geld usw.), wobei diese äußeren Anreize so selbstverständlich sind, dass sie kaum hinterfragt werden. Macht und Status sind nicht einfach irgendwann „erfunden“ worden, sondern haben sich an vielen verschiedenen Orten durch viele „kleine Einfälle“ entwickelt, genauso wie Religionen nicht einfach irgendwann „behauptet“ oder „geschaffen“ oder „gestiftet“ wurden. Aber zu einer Idee kommt die nächste, manches wird weitergegeben, festigt sich, verliert irgendwann den Bezug zum Entstehungskontext, wird zum Mythos — bleibt aber Machtinstrument und wird in diesem Zusammenhang ab und an „umgeschrieben“ oder „abgeschafft“. Aber selbst wenn sich der Inhalt ändert — der Mechanismus selbst bleibt in der Welt. Aber Macht und Status kommen selten so blank daher, wie sie hier beschrieben werden. Es gab und gibt auch immer Gegenbewegungen, die das Gegenteil behaupten, also die Gleichheit der Menschen (vor Gott) oder den Zusammenhalt oder die Liebe betonen. Der „Kälte“ des Strebens nach Status oder Macht wird gern die „Wärme“ der Liebe oder des Zusammenhalts entgegengesetzt. Da solche Ideen eine gewisse Anziehungskraft besitzen, findet man nicht selten Kombinationen beider Bestrebungen. Während äußerlich die Nächstenliebe (im Christentum) oder die Gleichheit (im Kommunismus) betont wird, bewirken die Organisationen an und für sich (oft ebenso unbeabsichtigt wie unbemerkt für ihre Mitglieder) den Erhalt von Macht und Status.
Der vermeintliche Gegenentwurf: Liebe, Hingabe und das Selbst
Wie auch immer die „Gegenstrebung“ entstanden ist und wozu sie im Laufe der Geschichte ggf. „missbraucht“ wurde — irgendwann sind Menschen auf die Idee gekommen, dass sie sich weniger „außen“ orientieren, als den Sinn viel lieber „innen“ suchen sollten. Die Ursache mag darin liegen, dass viele Menschen immer wieder verstanden haben, dass jene äußeren Dinge vor dem Hintergrund tief greifender Gedanken oder vor dem Horizont eines ganzen Lebens nichts bedeuten, nach dem Motto: „Wir nehmen nichts mit. Wir werden als Einzelne geboren und sterben als Einzelne.“ Diese Menschen haben vielleicht nicht einfach hingenommen, was ist bzw. wie es eben funktioniert, sondern sie haben vielleicht einen „Sinn“ gesucht — und gemeint, ihn entweder in der Abkehr von Macht und Status („Revolution!“) oder „innen“ zu finden — in der Hingabe (zu Gott), in der Liebe (zu anderen), in Gefühlen (anderen oder uns selbst gegenüber), in der Transzendenz und so weiter. Vielen Menschen sind heute beispielsweise Gedanken geläufig, dass etwa jedem Menschen ein unverwechselbarer Kern innewohnt, der sich entfalten möchte, auf den man mittels Achtsamkeit aufpassen müsse und so weiter. Diese Bestrebung führt zwar weg von der Fokussierung auf äußere Dinge, aber sie setzt dem nur ein neues Streben entgegen. Indem sich der Fokus auf die Innensicht verlagert, konzentrieren sich Menschen auf ihre Gefühle. Man kann größere Teile der Psychologie als eine „Verwissenschaftlichung“ dieses Gegenentwurfs lesen. Waren bspw. die Tayloristen und die Behavioristen eher auf „Verhaltenssteuerung“ durch äußere Anreize aus, haben die Humanisten dieser „kalten“ Sichtweise das Selbst und seine Verwirklichung entgegengesetzt. Einer „kalten“ vernaturwissenschaftlichten Sicht auf den Menschen wird seither gern eine irgendwie „wärmere“ oder „menschlichere“ Geisteswissenschaft entgegengehalten. Wenn man nur „bei sich“ sei, „achtsam“ sei, würde man seinen Kern schon finden. Im Zuge seiner Entwicklung würden einem alle möglichen Prägungen und Narben zugefügt, die letztlich zu Anpassungen (Abwehrmechanismen, Verkrümmungen, „falsche“ Selbstbilder) und damit weg vom „eigentlichen“ Selbst führten. Aber auch diese Suche führt in eine Art Getriebensein, die jenem nach Status oder Macht gar nicht so unähnlich ist. Gefühle verändern sich und schwanken bisweilen. Freilich waren gesellschaftliche (oder religiöse, staatliche, von einer Autorität ausgehende usw.) Konventionen „hart“, aber sie bestimmten den Rahmen, in denen Gefühle auszudrücken und auszuleben möglich war. Freud kam auf seine Ideen nicht zuletzt durch die intensive Untersuchung der Hysterie — einem Phänomen, das sich als Reaktion auf allzu starke Einschränkung bei gleichzeitiger Ahnung des Potentials der Entfaltung verstehen lässt. Heute haben wir uns eine Welt geschaffen, in der man sich entfalten kann (zumindest in den westlichen Gesellschaften). Gleichzeitig führt die Möglichkeit der Entfaltung, fürchte ich, nur zu einer Verstärkung der Suchbewegungen. Man achtet mehr auf seine Gefühle, geht eher weg, wenn man etwas nicht erträgt. Man hat mehr Handlungsmöglichkeiten und ist weitestgehend frei von Zwang.
Aber was passiert? Wir bemerken eher, dass wir unglücklich sind. Wir trennen uns öfter. Wir kündigen öfter. Wir tun mehr von dem, was wir eigentlich wollen. Aber bekommen wir mehr von dem, was wir damit bezwecken? Pustekuchen! Anstatt glücklicher zu werden, geraten wir in einen Wettbewerb der Selbstrotation. Wir werden narzisstischer, sonst nichts. Dem früheren: „Wir suchen Status und werden abhängig von der Jagd nach äußeren Dingen.“ setzen wir nur ein: „Wir suchen uns selbst und werden narzisstisch, gleichsam zum Spielball unserer selbst.“ entgegen. (Vielleicht waren die Existentialisten nur eine Zwischenform auf dem Weg von der Ablösung von den Religionen, Konventionen usw. über das Selbst hin zu der Einsicht, dass auch jene inneren Dinge keinen Sinn an sich haben und keinen Halt bieten.) Die Konventionen waren kondensierte Gewohnheiten, und als solche haben sie immerhin Halt gegeben — wenn auch nur als Streben nach Status in Verbindung mit Gedankenlosigkeit, denn die eine Einsicht stimmt ja: Wir nehmen nichts mit. Was wäre, wenn es all das gar nicht gibt? Wenn sowohl die Jagd nach äußeren als auch die Suche nach inneren Dingen nur in eine hohle Rotationsbewegung führt — spiralförmig vielleicht, weil ja manche im Jagen oder Suchen besser sind als andere, aber eben gerade darum sich immer weiter beschleunigend?
Was würde passieren, wenn wir uns von all dem frei machten?
Spontan mag den Leser oder die Leserin der Gedanke ereilen: Wenn man nichts will, dann ist alles irgendwie sinnlos. Vielleicht stimmt das ja. Vielleicht ist alles irgendwie sinnlos. Der Natur und dem Universum ist es jedenfalls egal, ob es uns gibt oder nicht. Wir machen den Unterschied für uns selbst — und für die Menschen in unserer Umgebung und für die Umwelt, für die wir verantwortlich sein wollen. Sonst nichts. Früher kam die Autorität von den Herrschern und den Religionen. Auch das sind Artefakte wie ein Hammer oder ein Auto. Das haben sehr lange jedoch nur wenige von uns verstanden. Die Einsicht besteht möglicherweise darin, sich von allem frei zu machen — von den äußeren wie von den inneren Dingen — und einzusehen, dass beide Kategorien keinen Sinn an und für sich haben, sondern unsere Illusionen sind — und dass wir immer Illusionen brauchen, weil Illusionen gewohnt und damit einfacher sind. Die wirkliche Freiheit bestünde dann dari, zunächst nichts zu wollen — und uns dann zu fragen, was wir wollen. Denn es gibt nichts anderes als das, worauf wir uns einigen — in der Liebe, in der Gesellschaft und letztlich auch in Bezug auf unseren Planeten. Das ist alles. Wenn man so will, sind wir Gott, denn was aus uns und diesem Planeten wird, liegt letztlich an uns, zumindest, wenn wir Teil der Natur bleiben wollen.